Als Hannah Arendt viel zur Wahrheit mit dem Faschismus zu sagen hatte, dann sagte sie: „die Nazis sind keine Monster, sondern waren erschreckend normale Menschen 1„. Lasse bitte jetzt diesen Satz durch deinen Kopf gehen, und denke über die damalige Geschichte nach. Die Parallelen, die man zu den heutigen erschreckenden normalen etablierten Menschen ziehen kann, sprechen eindeutig für die Schrecken aus der heutigen Geschichte.
Die Aussagen und Stellungnahmen dieser etablierten Menschen aus Politik und Wirtschaft können von niemanden als Wahrheit gehalten werden, denn ohne Lug und Trug wäre Politik und Wirtschaft im neoliberalen Raubkapitalismus undenkbar. Vielleicht als Hannah Arendt meinte „Bleibt die Wahrheit notwendig ohnmächtig – und muss sich umgekehrt politische Macht auf Lügen, auf Betrug stützen?„, waren die Zeiten damals noch nie gewesen, wie die aus den letzten vier Jahren. Aus Notwendigkeit werden Lügen und Betrug am Volk sogar legitimiert.
Das Banale im Bösen hat Hannah Arendt sofort gespürt, denn die Machenschaften der Nazis wurden teils verschwiegen, teils verharmlost. Sowohl das alte als auch das neue System basieren auf Propaganda. Eine Ideologie wird ins Leben gerufen, und selbst, wenn sie bösartig ist, setzen die Propagandisten alles ein, um das Böse hinter der Propaganda als eine Banalität zu verstecken.
Genauso wie die industrielle Elite verhalten sich die politischen Akteure des Böses, und zwar sehr diskret. Vor 80 Jahren hätte kein Mensch geahnt, dass eine Gruppe verantwortlich für den Terror im Zweiten Weltkrieg gemacht wurde, die an sich ganz im Schatten der damaligen Gesellschaft lebte.
Als Beispiel des versteckten Böses nenne ich die Beobachtungen von Hannah Arendt während des Prozesses gegen Adolf Eichmann, der 1961 in Jerusalem stattfand 2. Sie war total verblüfft, wie dieser Mann unauffällig Gräueltaten massenweise verübt hat, bzw. die Befehle den Befolger gegeben hatte, diese zu verüben, und sie sogar zu leugnen. Auffällig dabei ist, dass Adolf Eichmann als total unauffälliger Mensch auftrat. Aus einem „Anti-Etwas“ wird eine „böse“ Notwendigkeit zum Zwang gemacht, um die Bestätigung einer Neuweltordnung zu erhalten.
Man kann Antifaschist sein, und dennoch die übelsten Taten gegen anders Denkenden verüben. Wenn Friedens- und Freiheitsbewegungen als Faschisten gemacht werden, wenn die hinterfragenden und intellektuelle Elite zum Gespött der Gesellschaft übel dargestellt wird, wenn das Recht auf körperliche Unversehrtheit und dessen des Widerstandes (GG. Art. 2 und 20.4) über Bord geworfen wird, darf die Frage gestellt werden: Wer eigentlich sind die wahren Faschisten?
Die Raffinesse, wie die übelsten Taten unkenntlich gemacht werden, erleben wir seit Ende des Zweiten Weltkriegs tagtäglich. In dieser Welt seit Ende des Zweiten Weltkriegs sind so viele Kriege neu initiiert worden, wie nie zuvor. Vietnam, Korea, Kuba, Grenada, Panama, Irak, Herzegowina, Afghanistan… Russland und vielleicht bald die ganze Welt?
Wenn ein Staatschef meint, dass wir in Deutschland eine Zeitenwende 3 benötigen. Darunter versteht er nur, sein Land kriegstüchtig zu machen. Haben wir ihm überhaupt das Mandat der Kriegstüchtigkeit erteilt? Wie schnell ein Kanzler bloß die Geschichte verlernen kann, zeigt sich mit der Zeitenwende. Diese Wende ist zwar für die Kanonenproduzenten eine goldene Wende. Für die Menschheit aber bedeutet sie Elend und Zerstörung.
Wenn die Friedensbewegungen zu Kriegsbefürworter mutieren, dann hat die Geschichte die Zeitenwende schon längst überholt. Wenn die Mehrheit sich für Frieden ausspricht, und, diese Botschaft von unseren Regierenden ignoriert wird, dann braucht man sich nicht mehr zu wundern, dass die Bürger und Bürgerinnen auch ihre Zeitenwende benötigen. Das ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine Pflicht.
Die Pflicht „NEIN“ gegen eine autokratische politische Landschaft zu sagen, ist bei den Bürgern und Bürgerinnen schon längst im Gang. Die Frage ist, ob eine Mehrheit eine angeblich volksnahe Herrschaft in einem Schafspelz will, oder, ob sie sich doch lieber für die Vernunft eines demokratischen Bündnisses entscheidet.
Quellen
- Claas Christophersen, Die Frau, die sich traute, fluter ↩︎
- Hannah Arendts Vorlesung zu Fragen der Ethik, Das Böse, das die Weltordnung als solche verletzt, Hannah Arendt ↩︎
- Richtigstellung und WARNUNG im Sinne von NIE WIEDER KRIEG und FASCHISMUS! Das Versprechen bröckelt an allen Enden – diese Entwicklung muss sofort gestoppt werden! aufstehen ↩︎